10. Oktober 2020, Budapest
Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Generaldirektorin, liebe Mária!
Ich begrüße den schönen Kranz der für die institutionelle Leitung des ungarischen kulturellen Lebens Verantwortlichen. Wir danken Euch, dass Ihr hier mit uns seid! Mária hat unsere Gedanken in zwei Richtungen ausschweifen lassen. Einerseits in die Richtung von Budapest. Wenn man Dinge sieht wie diese Villa, derart schöne Schöpfungen, Schöpfungen der Architektur, da denkt man immer, warum denn Budapest nicht wieder so sein könnte? Jetzt kann es sein, dass ich mich bei der Zahl irre, aber soweit ich mich erinnere, sind seit 2010 Investitionen im Wert von mehr als 4.000 Milliarden Forint in Budapest getätigt worden. Es ist kein Zufall, dass der Unterschied zwischen der Stadt von vor einem Jahrzehnt und der heutigen über die Gäste hinaus, die sie selten sehen, auch für jene die hier Leben und die Veränderungen Tag für Tag verfolgen, offensichtlich ist. Und die andere Richtung ist die Kultur, in deren Richtung uns Mária losbewegt hat. Wenn Sie sich die Zahlen ansehen würden, wozu sich nur wenige entschließen können, dann kämen Sie zu der Schlussfolgerung, dass Ungarn heute und auch in den vergangenen Jahren weit über seine Kräfte hinaus, in einem über das auf den ersten Blick logische Maß hinaus die Finanzierung der Kultur, kulturelle Ausgaben, kulturelle Verantwortung auf sich genommen hat. Wenn ich nur hier die Herren anblicke, die hier stehen, nicht wahr, Herr Professor, László Baán, hier ist das ganze Stadtwäldchen-Projekt, das Museum der Schönen Künste, die Renovierung der der Ungarischen Akademie der Künste zur Verfügung gestellten Gebäude durch den Herrn Akademiepräsidenten. Dann könnte der für die Leitung der gesamten Filmindustrie oder die Koordinierung der Steuerung der gesamten Filmindustrie verantwortliche Csaba Káel darüber erzählen, wie viel Geld und Mittel in die Filmindustrie geflossen sind. Dann ist Szilveszter Ókovács hier. Die ganze Oper steht inmitten einer radikalen, in jedem Jahrhundert einmal bekannten oder zulässigen Erneuerung, ja es ist sogar eine neue Produktion oder neue Attraktion im äußeren Teil der Stadt entstanden, die mit der Oper verbunden ist. Man kann also die Akteure des kulturellen Lebens als Ministerpräsident nicht ansehen, ohne dass man daran denken müsste, wie viel Geld sie in den vergangenen Jahren für Produktionen, Investitionen und Entwicklungen mitgenommen haben. Wir können also ruhig behaupten, wenn wir die historischen Voraussetzungen Ungarns, das auf die Kultur, die Kulturleistung, auf die Konzeption von der Kulturnation aufgebaut ist, nicht beachten würden, dann würden wir keine Erklärung dafür finden, warum so viele Quellen – auch in einem übrigens schwierigen Zeitraum – für die Kultur in Ungarn aufgewendet wurden. Aber da wir eine Kulturnation sind, und wenn wir einen Ungarn fragen würden, wie er es definieren würde, wer und was er ist, und wohin er gehört, was seine Nation und seine Gemeinschaft ist, dann würde er vermutlich auch wegen der Sprache, aber vielleicht auch unabhängig von ihr, früher oder später zu dem Ergebnis gelangen, dass er zu einer großen Kulturnation gehört. Und nichts beweist dies besser, als der Umstand, welch eine fantastische Hauptstadt wir haben, die Budapest heißt, und die eine herausragende kulturelle Leistung und Sehenswürdigkeit ist.
Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Doch sind wir nicht deshalb zusammengekommen. Dies habe ich nur gesagt, weil ich der Verführung durch Mária nachgegeben habe. In Wirklichkeit sind wir jetzt wegen Imre Kertész zusammengekommen und wegen dem, was sein Lebensweg und sein Schaffen symbolisieren. Ich habe mir meine Erinnerungen, die mit Imre Kertész verbunden sind, überdacht. Die erste ist mit 2010 verbunden. Darüber hinaus, dass ich 2003 anwesend war, als er nach dem Nobelpreis die verdiente staatliche Anerkennung erhielt, wir lebten damals vielleicht noch in der Phase von Péter Medgyessy, doch habe ich 2010 nach den Wahlen ein Interview gegeben, ich glaube, einem deutschen Blatt, und man fragte mich, ob ich den Nobelpreisträger und ungarischen Schriftsteller Imre Kertész respektiere? Und zuerst dachte ich, er will mich beleidigen, weil ich ein Ungar bin. Imre Kertész ist ein Ungar, er ist ein ungarischer Nobelpreisträger für Literatur, wen würde man denn respektieren, wenn nicht einen Nobelpreisträger für Literatur aus der eigenen Heimat? Aber dann bin ich dahintergekommen, dass er ein Deutscher ist, und er ist den Kulturkampf gewohnt, und er ist es nicht gewohnt, dass wenn ein von seinem kulturellen Geschmack abweichender Mensch eine große internationale Anerkennung erhält, er darauf stolz sein könnte. Und dann bin ich dahintergekommen, dass so ein Journalist auch sicher Freunde in Ungarn haben wird, die ihm vermutlich sagen, hier wird Imre Kertész nicht hochgeschätzt, vor allem die zur Rechten Gehörenden respektierten ihn nicht. Und ich bin dahintergekommen, dass darin doch ein Körnchen Wahrheit steckt, es zum Teil einen Grund besitzt, dass diese Frage einfach entstehen konnte. Denn wenn ich daran zurückdenke, welch heftige Debatten doch hier in Ungarn geführt wurden, als Imre Kertész den Nobelpreis erhielt, und ich erinnere mich noch daran, dass besonders die Rechte, auch eher deren radikalerer Teil, aber vielleicht ging es der gesamten rechten Seite so, dies sei natürlich ein riesiger Erfolg, das sollten wir nicht anzweifeln, aber alles ist relativ, und was für große Autoren haben den Preis nicht erhalten! Sagen wir zwischen den beiden Weltkriegen, und jetzt könnte ich dann angefangen mit Ferenc Herczeg die Namen vorbringen, dass diese natürlich keinen Preis erhalten haben, aber Kertész natürlich schon! Ich erinnere mich an diese nicht allzu niveauvollen Debatten, die damals tobten. Und sie sagten auch, er hat den Preis sicherlich erhalten, weil es gelungen war, einen Roman mit Holocaustthematik, den „Roman eines Schicksallosen“ mit der Weltöffentlichkeit bekanntzumachen, und die Dinge hängen miteinander zusammen, auf Werke solchen Typs kann man den Nobelpreis erhalten, und die alten großen Ungarn konnten das für ihre Themen nicht. Und diese Debatte hat Imre Kertész auch in eine Schublade gesteckt, im Wesentlichen an einen Ort, in eine Schublade, wohin er sich niemals hin gesehnt hat und wofür es auch keinen Grund gab, ihn dort einzusperren. Als mich Mária gebeten hat, hierher zu kommen und ich meine Erinnerungen wachgerufen habe, da ist mir auch diese Debatte eingefallen, die auf diese Weise geführt worden war. Und mir selbst ging es auch so damit, dass natürlich jede Debatte in Übertreibungen ausarten kann, aber tatsächlich, in dieser historischen Perspektive steckt irgendeine Realität. Und dann einmal im Jahre 2012, ich habe vielleicht auf einem Wirtschaftsforum als Ministerpräsident in Berlin einen Vortrag gehalten, und ich habe Imre Kertész aufgesucht und mich mit ihm zu einem Gespräch zusammengesetzt. Das war mein erstes, wirklich ernsthaftes Gespräch mit ihm, und ich erkannte, dass wir es mit einem gewaltigen Intellekt zu tun haben. Es geht also nicht darum, dass irgendjemandem ein Werk aus seiner Feder geflossen wäre, das ihn im Übrigen dann zum Nobelpreis für Literatur berechtigt, sondern es handelt sich um einen über das Sein und die Seinsordnungen, die Logik der verschiedenen Existenzordnungen am tiefsten nachdenkenden und fantastische Ratschläge, Erkenntnisse mit den mir ähnlichen Jüngeren teilenden Menschen eines großen Intellekts.
Also als mich Mária mit dieser Idee aufsuchte, die anderswo nicht betreuten Stücke des Kertész-Nachlasses zu sammeln, da habe ich mich daran erinnert, ich habe mich an diesen Imre Kertész erinnert und ich erinnere mich am liebsten an ihn, für den kein Platz in der Schublade ist, in die ihn viele hineinstopfen wollten, denn er passt in keine Schublade, so breit und tief ist sein Intellekt, dass man ihn nicht zwischen Grenzen zwängen kann. Und von da an war es für mich auch keine Frage, dass wir seinen Nachlass nicht in Berlin, sondern in Budapest zusammentragen müssen. Diese Stadt ist seine Stadt, selbst in dem Gespräch 2012 hat er Budapest mehrfach erwähnt. Mir ist klar geworden, dass er jede Straße der Stadt wie seine Westentasche kannte, zumindest die ihrer inneren Teile. Das war seine Stadt, er wollte von hier auch niemals weggehen, er wollte auch nicht woanders schöpferisch tätig sein und ich glaube, er hätte in einer anderen Sprache auch gar nicht Sätze mit dem tiefen Sinn niederschreiben können wie er das auf Ungarisch getan hat. Und um das zu untermauern, was ich gesagt habe, habe ich einige Zitate oder einige Gedanken hervorgenommen, die ihn aus dieser Schublade befreien.
Zuerst einmal, bevor ich auf die Zitate eingehen würde, möchte ich auf seinen Lebensweg hinweisen, denn er war ein eigentümlicher Charakter, und er hat eine eigentümliche Strategie während des Kommunismus gewählt. Der Kommunismus war auch eine Charakterprobe, Unterdrückung und Armut, und ein jeder musste sich unter Hinblick darauf irgendeine Strategie ausbilden, wie er das überleben wollte. Besonders für einen Menschen wie Imre Kertész, der – wie sich das später herausstellt – dachte, dieses System, also der Kommunismus würde in seiner Lebenszeit nicht zu Ende gehen. Dieser Gedanke hat im Übrigen von meinen eigenen Erinnerungen in mir jene wachgerufen, dass als wir den Fidesz 1988 gegründet hatten und damals unsere Namen in der Zeitung erschienen, da liefen meine Verwandten auch sofort zusammen, und sagten, ich solle verstehen, die Russen würden während unserer Lebenszeit von hier nicht hinausgehen, der Kommunismus würde nicht zusammenbrechen, man müsse also irgendeine andere Strategie statt des Zusammenstoßes, der Organisierung zum Sturz des Systems wählen, dies sei nicht rational. Und wenn meine Eltern so dachten, dann dürfte Imre Kertész, der noch älter als sie war, noch stärker darüber nachgedacht haben, er musste also eine Lebensstrategie wählen, von der er annahm, diese würde seinen Platz bis zum Ende seines Lebens festlegen. Und es waren im Übrigen nur sehr wenige, die diesen Pfad beschritten wie er, denn er wählte die Strategie des vollkommenen Außerhalbstehens. Er wollte rein leben, wollte sich nicht kompromittieren, den Sinn des Widerstands, sicherlich des offenen Widerstandes sah er kaum, er hat sich auch nicht oppositionellen politischen Bewegungen angeschlossen, er war der Meinung, an diesen dürfe man nicht teilnehmen. Ein großer Intellekt, ein nach dem Wesen der Dinge strebender denkender Mensch darf an dem nicht teilnehmen, was hier geschieht, und er wählte das Verbleiben außerhalb – sozusagen –, die in Budapest sich verwirklichende innere Emigration, und er folgte dieser Linie auch bis zum Eintritt des Systemwechsels. Ein Mensch mit großem Talent muss, wenn er in einem kommunistischen System das Außenstehen wählt, doch auf jeden Fall mit einer großen Sache ringen, nämlich mit der Frage, was er mit seinem Talent und dem Gefühl entgegen seines Talents beiseitegeschoben zu werden, anfängt. Denn sehr viele haben ja in den kommunistischen Zeiten das Außenstehen nicht gewählt, da sie talentiert und der Meinung waren, ihr Talent würde verlorengehen. Und ein Mensch mit großem Talent, würde – vor allem wenn er dieses Talent mit eigener Arbeit und Bildung auch untermauert – doch irgendeine Form der Anerkennung brauchen, oder das gehört zur richtigen Ordnung des Lebens. Man schreibt nicht nur für sich selbst, sondern für die Leser, und natürlich bereitet offensichtlich das Schreiben ihm eine Freude, doch man möchte irgendeine Anerkennung erhalten. Sich also so einrichten, mit Talent, wie das ja der Nobelpreis zeigt, sich als talentierter Mensch auf das innere Außenstehen auf die Weise einrichten, dass du mit keiner Anerkennung rechnen kannst und im Vergleich zu deiner Leistung auf eine in jedem Fall erniedrigende Abweisung zu treffen, während andere, deren Talent geringer, aber die Treue zum System vorhanden ist, Anerkennung erhalten und du nicht, also in diesem Bewusstsein zu leben und so zu leben, dass dies im Laufe deines Lebens bis zuletzt so sein wird, und vielleicht wird man einmal anders über dich denken, dazu gehört moralische Kraft und Größe, damit man das verkraftet. Und ich muss sagen, abgesehen davon, dass er ein Außenstehender war, verkraftete er es gut, dass man ihn an den Rand des Spielfeldes gedrängt hatte, er wurde nicht verbittert, er schüttelte nicht seine Faust, hat andere nicht abwertend kommentiert, hat jedem gegeben, was ihm zustand, war ein würdiger Mensch und Bürger. Dreizehn Jahre lang schrieb es an dem Werk, für das er den Nobelpreis erhielt. Der erste Verlag wies in Ungarn natürlich noch in den alten Zeiten die Veröffentlichung zurück, der zweite veröffentlichte das Werk in einer äußerst begrenzten Auflagenhöhe. Obwohl es keine Anerkennung gab, blieb er und nahm alles hin.
Nun, schauen wir uns sie an! Auch Sätze mit der Wirkung einer Atombombe werden vorkommen. Minderjährige sollten ihre Augen verdecken, denn im heutigen politischen Umfeld gelten diese nicht als politisch korrekt. „Der Nationalsozialismus und der Kommunismus entspringen dem gleichen Wurzelsystem, dass man sowohl den Gulag als auch das Lagernetz der Nazis zu dem gleichen Zweck erschaffen hat und dass sie ihr Ziel erfüllt haben, davon zeugen Millionen von Opfern.” Dann: „Der Kommunismus ist irreparabel.” Dann: „Wie viel Gutes können der europäischen Zivilisation die die kommunistische Unterdrückung von sich abwerfenden Länder Osteuropas bringen?” Also, sagen wir, in dieser Epoche hat man Mitteleuropa noch nicht als einen Schwarzfahrer betrachtet, den man in die Europäische Union hereingelassen hat, sondern laut Imre Kertész sind wir dort nicht mit leeren Händen angekommen, sondern haben auch ernsthafte Werte mitgebracht, die die westliche Hälfte Europas respektieren muss. Den Antisemitismus bewertete er ganz einfach als Infektion, als Pandemie, als eine ideologische Infektion, die von Zeit zu Zeit Europa immer wieder überflutet. „Der Antisemitismus ist die zum Mord ausartende Unterhaltung beschmutzter Seelen.” Damals war noch keine Rede davon, dass man antisemitische Kandidaten durch die Linke für Parlamentsmandate aufstellen könne. Und dann schließlich der Satz, der der brutalste oder stärkste von Kertész war, den er dann im Zusammenhang mit der Migration – als ein im Übrigen die Migration ablehnender Mensch – weiter verstärkte und der meiner Ansicht nach ein Schlüsselsatz für das Verständnis seines Lebenswerk ist. Er lautet: „Eine Tierart, die multikulturelle Gesellschaft heißt, existiert nicht.“ Und von dieser Warte aus betrachtete er die Welt. Sein Standpunkt war, dass es zwar große Probleme mit der europäischen Zivilisation gibt, doch darf man die Antwort auf die Übel dieser Zivilisation nur innerhalb der eigenen Zivilisationsrahmen suchen, und dort werden wir sie finden. Von außen importierte Lösungen funktionieren weder, wenn es um den Geist, noch dann, wenn es um die Menschen geht. Diese zivilisatorische Herausforderung, der Europa gegenübersteht, und auch schon zur Zeit seines Lebens gegenüberstand, muss von innen gelöst werden. Ich zitiere erneut ihn: „Die Zivilisation, die ihre Werte nicht deutlich ausspricht oder ihre Werte in Stich lässt, betritt den Weg des Untergangs, der Altersschwäche.” Das waren die Zitate mit der Kennzeichnung, dass sie für Zuhörer bis zwölf Jahren zugelassen sind. Jetzt kommen jene für die Achtzehnjährigen. In einem Interview sagte er einem ebenfalls provokativen deutschen Journalisten über seinen eigenen Roman, was die ungarische Kulturzeitschrift ÉS veröffentlicht hat, daher wissen wir, was gesagt wurde, als man ihn nach seinem mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Werk fragte. Er sagte: „Wer dieses Buch liest, muss sofort bemerken, dass der Autor die Gegenwart kennt und sie auch hasst.” Woraufhin man ihn fragte, ob für ihn der Kommunismus ein wichtigeres und schmerzhafteres Erlebnis sei als das Lagererlebnis? Er sagte: „Ja, es ist wichtiger, denn deshalb war ich am Ersticken, tagtäglich habe ich mich davor geekelt, darin bin ich wie ein Gefangener erwacht, ich wollte also auch über die Gegenwart schreiben. Wer den ‚Roman eines Schicksallosen‘ als Holocaustroman auffasst, befindet sich auf einer falschen Spur.” – sagt Imre Kertész über seine eigene Arbeit. Und dann für die 25jährigen oder Älteren hört es sich so an: „Der liberale Geist, der ursprünglich das Beste wollte, hat mit seiner postmodernen Prinzipienlosigkeit die Intelligenz in den Nihilismus, die Massen in die Ratlosigkeit geführt.” Wir wahr, als ob heute die europäische Welt gerade an diesem Punkt stünde!
Lassen Sie mich hiernach einige Worte zu dem Institut sagen. Mária, wir sind Dir dankbar, dass Du auf nette Weise, grundlegend auf die friedliche Überzeugungskraft bauend die zur Schaffung dieses Institutes notwendigen Quellen aus uns herausgepresst hast, aber jetzt, wo ich es sehe, habe ich das Gefühl, die vielen Debatten, die wir geführt haben, was wir und für wie viel umsetzen sollen, haben sich gelohnt. Und es ist auch deshalb angemessen, dass sich hier dieses Kertész Institut so schön entwickelt hat, weil ich einmal vom Namensgeber auch einen Satz gelesen habe, vielleicht in dem gleichen deutschen Interview, wo er darüber sprach, wie die aufeinander folgenden Schriftstellergenerationen einander stärken. Und er sagte: „Die Literatur ist der geistige Raum, in dem die Schriftsteller einander in der unendlichen Zeit die Hand reichen.“ Nun ist es deshalb richtig, dass wir in diesem Institut nicht nur den Kertész-Nachlass ausstellen. Also Mária, ich gratuliere auch dazu, dass dies nicht einfach ein Gedenkhaus, nicht einfach nur eine dem Gedenken dienende Ausstellung ist, sondern man hier auch andere finden kann. Es gibt hier auch noch andere Nachlässe, es gibt hier auch noch andere Geistesgrößen, wegen denen es sich lohnt, hierher zu kommen: Pilinszky, Petri, der weniger bekannte János Sziveri, aber auch Stücke aus dem Nachlass von Arthur Koestler befinden sich hier. Und das ist so auch in Ordnung, denn so wird Imre Kertész, der Namensgeber Recht behalten: „Die Literatur ist der geistige Raum, in dem die Schriftsteller einander in der unendlichen Zeit die Hand reichen.” Ich wünsche Euch Mária, dass es euch gelingt, zu dieser Mission aufzuwachsen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!