15. Juni 2020, Győr
Guten Tag meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich danke unserem Gastgeber für die Einladung. Wir haben eine sehr lehrreiche Unterredung hinter uns, die dann viel wichtiger geworden ist, als ich es gedacht hätte. Wir sind hier in der Hochburg der ungarischen Industrie. Diese Fabrik ist der Stolz der ungarischen Industrie. Diese Fabrik wird von ungarischen Arbeitern und ungarischen Ingenieuren betrieben, und hier werden die modernsten Fahrzeuge der Welt hergestellt. Wie Sie haben hören können, sind hier seit meinem letzten Besuch vor einigen Jahren fantastische Dinge geschehen. So ein einfacher Sterblicher wie ich glaubt, hier würden nur Autos hergestellt – das ist ja doch Audi –, doch ist dem nicht so, seitdem ist hier auch ein Kompetenzzentrum entstanden, hier werden für andere Modelle wesentliche Einzelteile hergestellt, diese Fabrik ist nicht nur für die Herstellung des PKWs Audi geeignet, sondern auch um dem den Namen Audi tragenden Weltproduktionszentrum mit den ausgefeiltesten Posten zu dienen. Das ist eine riesige Sache, und ich möchte den hier arbeitenden Arbeitern, Ingenieuren, Leitern danken, die Deutschen und die Besitzer hierin mit inbegriffen. Wir sind hier an einem auch volkswirtschaftlich wichtigen Ort, denn bisher sind Investitionen in der Höhe von mehr als 11 Milliarden Euro getätigt worden. Dies ist ein auch schon in den Dimensionen der gesamten ungarischen Nationalwirtschaft bedeutender Posten. Hinzu kommt noch, dass diese Fabrik – seit ich hier gewesen war – zu einer Fabrik geworden ist, die umweltneutral ist, und deshalb zeigt sie etwas von der Zukunft, in die die europäische Industrie dann eines Tages gelangen möchte, jedoch die Győrer und Audi sind bereits dort in dieser Zukunft, in die andere erst jetzt aufzubrechen beginnen. Das waren die guten Nachrichten.
Es befinden sich aber auch dunkle Wolken am Himmel, und natürlich sind wir hier, um uns darüber zu freuen, dass auch die dritte Schicht aufgenommen wird, aber die Situation ist bei Weitem nicht einfach. Ja, die Situation ist sogar schwierig. Ja, wenn wir ehrlich sein wollen, dann ist die Situation sehr schwierig. Die Auswirkungen der gegenwärtigen Epidemie auf die Wirtschaft betreffen selbst solche herausragenden Fabriken von Weltniveau empfindlich, und die Eigentümer, die Leiter und die hier Arbeitenden müssen eine gute Vereinbarung miteinander treffen, damit in der Zukunft ebenso wie in der Vergangenheit jeder auf seine Kosten kommt. Seit dem Ausbruch der Virusepidemie sage ich, dass man mit Vereinbarungen, mit guten, klugen und fairen Vereinbarungen Arbeitsplätze schützen kann; ansonsten werden wir Arbeitsplätze verlieren. Und es ist auch vollkommen offensichtlich, dass zum Neustart der Wirtschaft, selbst zum Neustart dieser Fabrik, die auf den eigenen Beinen bestehen kann, Hilfe seitens der Regierung notwendig ist. Wenn es also keine Regierungshilfe gibt, dann wird die Wirtschaft den Neustart nicht schaffen. Nicht im Allgemeinen wird sie nicht neu starten, sondern die Betriebe werden nicht neu starten. Es sind also starke unterstützende Schritte seitens der Regierung notwendig, deshalb bin ich gemeinsam mit Herrn Minister Palkovics gekommen. Ich versichere im Allgemeinen den Leitern der Fabrik die Unterstützung, und konkret er – denn auch das Geld ist bei ihm, daraus folgt also, dass er – jene Vereinbarungen abschließen kann, mit denen wir beim Schutz der Arbeitsplätze hier vor Ort helfen können. Hierzu sind wir im Übrigen bereit. Wir werden alles im Interesse dessen unternehmen, dass hier auch weiterhin jeder Arbeiter und jeder Ingenieur auf seine Kosten kommt. Wir ermuntern die Entstehung einer Vereinbarung, die dies auch langfristig garantiert, und die Gegebenheiten des ungarischen Haushaltes beachtend sind wir dazu bereit, auch finanziell der Vereinbarung und der Arbeit in der Fabrik mit voller Kapazität einen Hintergrund zu geben, aber ich möchte hier jetzt klarstellen, es geht jetzt um die Rettung von Arbeitsplätzen. Heute geht es in dem Kampf darum, wie wir die Arbeitsplätze der hier arbeitenden Menschen retten sollen, und obwohl dies eine der modernsten Fabriken der Welt ist, muss man auch noch um diese Fabrik kämpfen. Es versteht sich nicht von selbst, dass diese Fabrik fähig ist, mit einer Kapazität zu wirken, die allen hier arbeitenden Menschen die Möglichkeit zur Arbeit bietet. Dazu müssen Anstrengungen unternommen werden. Dafür muss man arbeiten, dafür muss man Vereinbarungen abschließen, man muss kämpfen, selbst noch für die Audi-Fabrik an sich. Jene, die auch im Kommunismus gelebt haben – so wie ich, unsere deutschen Gäste hatten nicht das „Glück“ –, kennen einen Witz, der damals existierte, und der so lautete: Wir wissen, was sein wird – aber was wird bis dahin sein, das ist die Frage? Wir wissen also auch hier, dass Audi erneut äußerst erfolgreich sein wird, denn wenn es stimmt, dass die Weltbevölkerung zunimmt, also mehr Menschen geboren werden als sterben, und zur Freiheit ist die Freiheit der freien Bewegung nötig, dann ist dazu auch das Auto notwendig. Wir wissen also, was sein wird, dass der Markt erneut wachsen wird, aber was so lange sein wird, bis dieser Prozess in Gang kommt, das ist die wirklich große Frage. Das wird nicht nur ein oder zwei Wochen dauern, nicht ein oder zwei Monate, sondern es kann leicht so kommen, dass zwei ganze Jahre dazu notwendig sind, um an den Punkt zu gelangen, dass man in solchen Produktionsbetrieben große, über den Ausgangspunkt vor der Epidemie hinausgehende Pläne verkünden kann. Das ist die Realität, dem muss man ins Auge blicken. Ich kann sagen, wir sind Ungarn, wir sind nicht die Günstlinge des Schicksals, was wir überleben, das macht uns auch stärker. Diese Krise werden wir nicht nur überleben, sondern wir werden auch gestärkt aus ihr hervorgehen, und ein Teil dessen wird auch die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte namens Audi sein. Hierzu wünsche ich dem Herrn Bürgermeister, den Leitern und den Arbeitern der Fabrik viel Kraft und gute Gesundheit!
Ich danke Ihnen, dass Sie all das angehört haben.