29. September 2020, Budapest

Ich begrüße Sie recht herzlich. Guten Tag!

Wenn es so viele Unterschriften gibt, dann fühlt man sich, wie bei einer kirchlichen Zeremonie: Man versteht nicht alles genau, man weiß nur, dass alles, was geschieht, sehr wichtig ist, und das ist auch jetzt so. Und wir haben aus dem Grund viele Vereinbarungen unterschrieben, weil die kirgisisch-ungarischen Beziehungen bisher ein vernachlässigtes Gebiet unseres Systems der Beziehungen zum Ausland darstellten. Und der Besuch des Herrn Präsidenten, den ich jetzt hier mit großem Respekt begrüße, ist aus dem Grund ein besonderer Anlass, weil er dieses System der Beziehungen endlich mit einem Inhalt auffüllt, den im Übrigen die zwischen den beiden Völkern bestehenden freundschaftlichen Gefühle begründen. Jeder Ungar, der das Gymnasium besucht hat und zu unserer Generation gehört, als das Lesen noch eine verbreitetere Angewohnheit war als heute, hat kirgisische Novellen oder Romane gelesen, denn in der kommunistischen Zeit hatte man im Buchwesen die Übersetzung der kirgisischen Literatur in das Ungarische und ihre Veröffentlichung nicht vernachlässigt, deshalb konnte unsere Generation auch an diese Kultur auf ungarischer Sprache herankommen. Dies schicke ich voraus, denn für Ungarn ergibt das Gewicht und die Bedeutung eines Landes nicht nur die Anzahl der Bevölkerung, die Größe des Gebietes oder eben die Höhe des auf einen Einwohner entfallenden GDPs, sondern auch die kulturelle Leistung. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass die ungarische Regierung bei der heutigen Verhandlung mit so großen Kräften vertreten war. Auch dadurch wollten wir unseren Respekt für Kirgisistan und jene kulturellen Schöpfungen zum Ausdruck bringen, mit denen Kirgisistan zur universellen menschlichen Bildung beigetragen hat. Wir sind also stolz, dass wir den Herrn Präsidenten empfangen durften. Und wir haben mit Freude gehört, dass er im Laufe der Verhandlungen klarstellte, in Kirgisistan sei im öffentlichen Bewusstsein die Tatsache bewusst, dass die Kirgisen und die Ungarn einst, in den alten Zeiten ein Volk gewesen waren, dem ich nur hinzufügen kann, dass unsere Schicksale sich nicht nur in der Vergangenheit, in der fernen Vergangenheit sich mit einander verbanden, sondern auch vor kurzem. Denn als wir in Ungarn den Kommunismus gestürzt und die sowjetischen Truppen von hier verdrängt hatten und die Sowjetunion sich auflöste, da war dieser ganze Prozess notwendig, damit auch Kirgisistan seine Unabhängigkeit wiedererrang. Es geschahen also nicht nur in den alten Zeiten, sondern auch in der modernen Zeit solche Dinge, die das Schicksal der beiden Völker grundlegend bestimmten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wir hatten den Besuch des Herrn Präsidenten für den April erwartet, doch hatte ihn die Epidemie unmöglich gemacht. Und wie Sie sich erinnern können, hat sich Ungarn in der ersten Phase der Epidemie so verteidigt, dass wir praktisch überall dort, wo das möglich war, das Leben angehalten haben, denn wir standen einem unbekannten Gegner gegenüber und kannten die Natur der Epidemie nicht. Jetzt sind wir bereits klüger, und jetzt verteidigen wir uns, Herr Präsident, in der zweiten Welle, denn jetzt durchleben wir hier in Europa, in Ungarn, die zweite Welle, anders. Die Leitlinie der gegenwärtigen Verteidigung lautet, dass ein Land, dass Ungarn funktionieren muss. Dies bedeutet, dass auch die Diplomatie arbeiten muss, und auch unsere Außenbeziehungen müssen funktionieren, wir dürfen auch diese nicht vernachlässigen. Ich möchte also die Öffentlichkeit des Landes davon in Kenntnis setzen, dass die Diplomatie sich, wenn auch nicht mit dem gewohnten Schwung, aber in Ungarn fortsetzt. Im kommenden Zeitraum kommen Gäste zu uns und auch wir werden in für uns wichtigen Ländern Besuche abstatten. Also, Herr Präsident, wir danken Ihnen, dass Sie Ihren Besuch vom April jetzt absolviert haben und wir Sie empfangen durften.

Ich möchte einige konkrete Dinge hervorheben. Unter den unterschriebenen Vereinbarungen befindet sich auch eine über die Aufstellung eines Entwicklungsfonds, des kirgisisch-ungarischen Entwicklungsfonds in der Höhe von 50 Millionen Dollar, der dazu berufen ist, die Zusammenarbeit der beiden Länder, besonders Joint-Ventures zu finanzieren. Wir sind mit dem Herrn Präsidenten darüber übereingekommen, dass wenn der Fonds erschöpft sein sollte, wir bereit sind, seine Summe weiter zu erhöhen. Das größte Hindernis dafür, dass der gemeinsame Ursprung und die Freundschaft der beiden Völker tagtäglich durchlebt werden kann, besteht in der Entfernung. Wenn wir also wollen, dass diese Sympathie und die Kontakte nicht nur das Privileg der Diplomatie bleiben, sondern auch zu einer Erfahrung des Alltagslebens werden, dann muss man dafür die beiden Länder mit einer Flugverbindung miteinander verbinden, und zwar durch eine unmittelbare Linie. Und wir sind mit dem Herrn Präsidenten darin verblieben, dass es unbedingt notwendig ist, zwischen Bischkek und Budapest einen direkten Flug zu starten, wofür wir die juristischen und finanziellen Voraussetzungen auch schaffen konnten. Hoffen wir, dass dieser Flug auch bald startet. Ich möchte Sie auch darüber in Kenntnis setzen, dass Ungarn heute 75 staatliche Stipendien für kirgisische Studenten gewährt. Als Ergebnis der heutigen Gespräche sind wir auch darüber übereingekommen, diese Zahl auf 150 zu erhöhen. Wir glauben daran, dass die Freundschaft nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft wichtig ist, und die Zukunft liegt in den Händen der Jugendlichen, weshalb man die Jugendlichen mit der Kultur der beiden Völker bekanntmachen muss, und eines der besten Mittel dafür ist jenes Stipendiensystem, dass Ungarn – wie Sie das sehen können – im zunehmenden Maß aufrechterhält. Und abschließend möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir heute mit dem Herrn Präsidenten darüber übereingekommen sind, dass sich in bestimmten Bereichen für Ungarn die Möglichkeit eröffnet, in Kirgisistan Investitionen vorzunehmen. Die ungarische Wirtschaft wird diese Möglichkeiten auch nutzen, und in den Bereichen, in denen wir über die entsprechende Technologie verfügen, werden wir auch auf dem Markt der kirgisischen Wirtschaft erscheinen.

Herr Präsident, wir sind Ihnen noch einmal dafür dankbar, dass Sie uns besucht haben!